Tag 68 / 116 Neuro III und ein Jahr bloggen
Der Tag heute… ging. Ich glaube, ich stelle in
Neuro einfach sehr hohe Ansprüche an mich und lerne auch das Kleingedruckte
mit. Deshalb geht es auch nicht richtig voran.
Allerdings war seit fast einer Woche der erste Tag,
an dem mich die Verzweiflung nicht quasi ununterbrochen, sondern „nur“ noch in
Intervallen überfallen hat.
Aber der Gedanke, dass jeder Tag, der hier gerade
vorwärts gezählt wird in einer anderen Rechnung vielleicht auch ein Tag ist,
der rückwärts gezählt wird, macht schon Angst.
Ich hoffe, wir können morgen ein paar Dinge klären in der Ambulanz,
obwohl ich das eher bezweifle. Ich sollte mich eher bemühen, dass das nicht im
absoluten Desaster endet, zumal ich Donnerstag einen Raum weiter den Arzt
aufsuchen muss und dem nicht etwas komplett Gegensätzliches erzählen kann. Da
ich den aber noch überhaupt gar nicht kenne, wird er nicht erfahren, wie sehr
es hier in der letzten Woche drunter und drüber ging.
Eigentlich hätte ich heute einkaufen gehen gemusst,
aber dazu hat die Zeit nicht gereicht. Oder - es war eigentlich anders... meine Schwester schickt mir regelmäßig halb 3 Uhr nachts irgendwelche whatsApps - wahrscheinlich um zu demonstrieren, wie man für das Staatsexamen zu lernen hat. Und dann hatte ich so ein schlechtes Gewissen und dachte, dass ich viel zu wenig tue.
Also habe ich es gelassen mit dem Einkaufen. Mal sehen,
wie ich das jetzt mache. Als ich das erste Mal zu Hause ausgezogen bin und
alles noch ganz frisch war, meinte mein Doktorvater mal zu mir: „Mondkind, ein
vielbeschäftigter Mensch muss immer eine Packung Müsli und ein bisschen Milch
(das kann ja im Notfall auch mal die H – Milch sein) oder Joghurt da haben.
Damit lässt es sich im Notfall überleben…“
An den Rat habe ich mich gehalten und sollte
wirklich mal wieder der Hunger über mich herein brechen, wird das halt die
Müsli – Woche ;)
Mir ist gestern Nacht mal durch den Kopf gegangen,
dass dieser Blog doch langsam ein Jahr alt sein müsste. Ich habe heute Morgen
mal nachgesehen: Der erste Eintrag ist am 19.02.2017 gewesen. Also habe ich es
um einen Tag verpasst…
Jedenfalls… In einem Jahr sind hier sage und
schreibe 248 veröffentlichte Blogposts zustande gekommen und der Blog zählt
mittlerweile über 10.000 Aufrufe. Ob ich mich über letzteres freuen sollte,
oder ob mir das eher Angst macht, weiß ich nicht. In erster Linie ist der Blog
immer noch ein großes Stück Selbsthilfe, aber irgendwie berührt es mich doch,
dass scheinbar so viele Menschen verfolgen, was ich hier mache. Ein großes
Danke dafür.
Wenn man allerdings bedenkt, wie der Blog damals
gestartet ist… was die Intention hinter diesem – zugegebenermaßen ziemlich spontanen
Unterfangen – war… Im Leben hätte ich es nicht für möglich gehalten, wo ich ein
Jahr später stehe. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt, dass es mir psychisch
so unfassbar viel besser geht. Wenn ich mich an „Besuch beim Weißkittelträger“ (👉Besuch beim Weißkittelträger)
erinnere, könnte ich ihm heute denselben Zettel immer noch präsentieren und das
hätte noch dieselbe Aktualität.
(Und genau dieser Weißkittelträger war später
Oberarzt der Station auf der ich war… wenn ich doch gewusst hätte, dass der
letzte Satz des Eintrags nie Realität werden würde…).
Ich meine eher, dass ich mich doch mal unglaublich
viel bewegt habe und so viel versucht habe, damit es besser wird. Das hätte ich
mir selbst ehrlich gesagt nicht zugetraut (und viele andere glaube ich auch
nicht…). Und wer weiß, wo er hinläuft; dieser Blog. Mit mir zusammen.
Wer weiß, wo wir heute in einem Jahr stehen… Kurz
vor der mündlichen Prüfung? Nachdem wir acht Monate unterwegs waren? Und
mittlerweile seit beinahe zwei Monaten wieder hier wohnen… ? Vielleicht werde
ich an genau diesem Tisch sitzen und irgendetwas zum zweiten Geburtstag des
Blogs schreiben….
Oder es kommt doch nochmal alles ganz anders…
Mondkind
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