Psychiatrie #3 Sozialarbeiter - Treffen

Es klopft. Der Sozialarbeiter steht in der Tür. Ich kenne ihn. Von der Station vom letzten Mal.
Ich liege erschlagen auf meinem Bett. Nach einer kurzen Nacht und einem Telefonat mit der neuen Hausärztin, bei dem ich nur geweint habe.
"Ich wollte mich mit Ihnen kurz zusammen setzen..." Wir verlassen die Station. Das erste Mal seit gestern Abend, dass es nicht nur nach Rauch riecht. Er läuft im Hemd neben mir und mir selbst ist in Pulli und Jacke wahnsinnig kalt. Aber ich habe auch seit drei Tagen eigentlich nichts gegessen.
"Haben Sie all Ihre Wertsachen dabei...? Hier muss man wahnsinnig aufpassen..." Ich nicke. "Ich war erstaunt Ihren Namen hier zu lesen...", sagt er. Ja, wäre ich wohl auch vor ein paar Tagen.

Wir besprechen kurz wie und wo ich jetzt arbeite. Dass ich es also echt geschafft habe bis in die Ferne. Schon fast ein Jahr durchgehalten habe. Ich kann stolz sein, sagt er. Und dann fragt er, wer denn im Moment die engsten Bezugspersonen sind. Woraufhin mir schon wieder die Tränen in die Augen steigen, weil die sich ja in Luft aufgelöst haben.

Es geht um die Station, auf der ich beim letzten Mal war. Was denn da jetzt so mein Plan war. "Keine Ahnung, ob das realistisch war, aber ich habe so gehofft, dass ich da irgendwie aufgenommen werden kann. Meine Oberärzte und der Chef haben mich monatelang nicht gehen lassen, oder gesagt, dass es sonst sehr sicher die Kündigung nach sich zieht. Ich kann auch jetzt nicht sagen, dass ich jetzt nicht arbeite und in drei Monaten nochmal acht Wochen verschwinde. Also... - nachdem nach dem Tod des Freundes alles ein bisschen in Aufruhr waren und sogar der Chef gesagt haben soll, dass ich in die Psychiatrie gehen sollte, war das die einzige Möglichkeit das zu versuchen. Ein bisschen Hoffnung (oh da sind wir wieder bei der Hoffnung), gab es wieder. Und schließlich hatte die Pflege mal - zwischen vielen anderen Dingen behauptet- dass man mich rüber holen könnte von einer anderen Station. Was da so die Wahrheiten sind, weiss man nicht. Die beruhigenden Nachrichten waren es wohl nicht

Wir besprechen, wie es weiter geht. Auch der Herr Sozialarbeiter sagt, dass eine Aufnahme auf die ehemalige Station, die so gute Weichen gestellt hat, unwahrscheinlich ist.

Woanders versuche ich das nicht mehr. Nochmal die ganze Story erzählen, nochmal so viel Unverständnis... - nein. Wenn ich mich hier am Wochenende gut mache (und da sollte ich mich arg zusammen reissen, dass Masken - Mondkind funktioniert), vielleicht lassen sie mich dann gehen. Dann könnte ich Dienstag zurück fahren und Mittwich nochmal kurz bei der Hausärztin vorbei, die mich vielleicht zumindest noch bis Ende der Woche krank schreibt. Damit ich zumindest noch ein bisschen Ruhe finde, die Geschehenisse zu verarbeiten. Das funktioniert in diesem Taubenschlag hier natürlich gar nicht.

Und dann.... ja. Zurück. Auf die Arbeit. Und zu wissen, dass es mit mir und der Schematherapie auch nichts mehr wird. Und wenn das so klar ist, auch Herr Therapeut nicht mehr lange bleiben wird. Die nächsten Verluste klopfen an die Tür.

Mondkind

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