Tag 8 / 116 AINS IV und ein paar bittere Erkenntnisse



Heute schon mal ein wenig eher.
Ich saß heute schon um 6 Uhr am Schreibtisch und habe bis Mittag so schnell es ging, das Kapitel durchgearbeitet. War auch ganz gut, weil der Nachmittag mich dann ein wenig mitgenommen hat und unterwegs war ich auch noch.

Aber das Kapitel ist fertig und ich habe Ortho Tag 3 gekreuzt und hatte ernsthaft über 90 Prozent. Ich glaube, das ist nicht schlecht. Auch wenn ich mich frage wie das ausschauen würde, wenn ich in 3 Monaten dieselben Fragen nochmal kreuze.
Aber das IMPP hat schon so seine Lieblingsthemen, das ist wohl wahr.

Jetzt muss ich noch die Wiederholung von gestern machen, wenn es irgendwie geht. Vielleicht wird es jetzt ein wenig ruhiger in meinem Hirn, wo ich schon ein wenig geschrieben habe.
2 Stunden habe ich noch bis 22 Uhr – das sollte zu machen sein, wenn ich Gas gebe.

Das Päckchen ist übrigens irgendwo in einer Packstation aufgetaucht. Ich muss es morgen abholen gehen. Das war natürlich nicht im Plan, aber man kann das Problem wie lösen? Genau – eher aufstehen…
Ich glaube das geht so schnell, dass daraus ein Automatismus wird. Ich mache einfach nur noch. Ich registriere, was an mich heran getragen wird und passe das so an, dass der Druck so gering wie möglich bleibt.
Ich hätte vor zwei Wochen selbst nicht gedacht, dass ich das so rigoros durchziehe.

***

Ich hatte heute noch einen richtig anstrengenden Termin.

Ich mag dazu auch heute gar nicht so viel sagen, ich muss es für mich selbst alles erst mal sortieren – den ganzen Input, der da kam.

Nur mal kurz zwei Impressionen.



Es gibt einen gesunden und einen ungesunden Weg in der weiteren Examensvorbereitung.

Der gesunde Weg beinhaltet, auf sich selbst zu achten, Pausen zu machen. Auf die Art komme ich relativ sicher an meinem Ziel an.

Oder ich rase einfach so weiter wie bisher und katapultiere mich sehenden Auges in die Katastrophe. Das kann trotzdem gut gehen, muss es aber nicht.

Und dann ist mal zu hinterfragen, ob es überhaupt um das Ziel geht, wenn ich weiterhin so rase.

Denn ginge es darum, würde ich ja den ersten Weg nehmen.



„Ganz ehrlich – ich bin mir manchmal nicht so sicher, ob ich da wirklich ankommen will. Ich meine… wenn es zwischendurch nicht mehr geht, dann ist das so…“

„Frau Mondkind – ich verstehe das auch vollkommen in Ihrer Situation, wenn es so ist, dass sie das unbewusst so lange machen, bis sie in die Rolle der Hilfsbedürftigkeit rutschen. Wenn die Sache richtig explodiert, dann kann das für Sie nämlich gefährlich werden und dann muss man Sie schützen und auf Sie aufpassen. Und dann müssten Sie nicht mehr so sehr auf sich allein gestellt sein, sondern man würde Ihnen und Ihren Bedürfnissen auch mal ein wenig mehr Aufmerksamkeit widmen.
Sie haben nämlich Bedürfnisse - auch wenn Ihnen das jetzt nicht bewusst ist.“



Am liebsten würde ich ihm ja sagen, dass es völlig abstrus ist. Und es kann sein, dass mir dieser Hintergrund im Unterbewusstsein schon auch irgendwo klar war. Aber er hat einfach so Recht.

Ich kann nicht mal böse auf ihn sein, dass er das so gesagt hat. Maximal könnte ich wütend auf mich selbst sein, dass ich ganz am Ende meine eigenen Bedürfnisse doch wieder über die Uni stelle und – ob nun gewollt oder ungewollt – den Abschluss riskiere, aber doch vorgebe dabei immerhin noch alles für die Uni zu tun.



***





 „Fehlt Ihnen das nicht manchmal? Jemand, der Sie einfach mal so in den Arm nimmt?“

„Ja doch schon, aber… wer hält das denn mit mir aus…? Was wollen Sie denn sagen, wenn es gerade mal wieder nicht geht? Sie können ja schlecht sagen: Beziehung ist unproduktiv. Und das ist gar nicht mal partnerschaftlich gemeint, sondern betrifft auch gute Freunde (von anderen lässt man sich ja auch nicht in den Arm nehmen).

Sie müssen doch nur fünf Mal hintereinander ein Treffen absagen, dann war es das… das versteht halt kaum einer, dass es mir schon wichtig ist, aber ich das einfach nicht kann…“





'cause when it all gets too much

Put your head down on my shoulder

A little warmth when it gets colder

Now I don't know the things that your going through

But you can put your head down

On my shoulder

Wear the storm til it blows over. 

(Westlife - On my shoulder)



Ich kann mich erinnern – als ich noch jünger war, habe ich diesen Song eine zeitlang jeden Abend solange auf Repeat gehört, bis ich irgendwann davon eingedöst bin.

Nähe fehlt mir eigentlich schon immer, das ist keine neue Erkenntnis.



Ich dachte nur, es wäre irgendwann vielleicht einfach nicht mehr so wichtig.

Denn ich kann es ja auch alleine. Es geht ja irgendwie. Nicht gut, aber ich schlage mich durch. Ich erledige, was getan werden muss. Ich stehe jeden Morgen auf und setze mich an den Schreibtisch und man hört schnell auf das zu hinterfragen, weil man weiß, dass man dann täglich in Teufels Küche kommt.



Und all das heißt offensichtlich nicht, dass nicht immer noch etwas fehlt.



***
Ich glaube, wenn der nicht einfach mal so mit zwei Terminen dazwischen gesprungen wäre, weil ich die Zeit sonst nicht hätte überbrücken können, hätte das richtig was bewegen können. Auch, wenn es wahrscheinlich sehr schwierig geworden wäre. 

Der nächste Schritt wäre jetzt halt zu überlegen: Wo fängt man eigentlich an in diesem ganzen Konglomerat? Da hängt ja viel mehr dran als "einfach mal ein Hobby zu finden" und "einfach mal Freunde zu finden". Wenn es so leicht wäre, bräuchte ich ja keine Therapeuten und Ärzte.
Dazu komme ich mit ihm dann nicht mehr...

Aber so ist das leider…

Alles Liebe
Mondkind

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Drittes Staatsexamen - ein Erfahrungsbericht

Reise - Tagebuch #2

Von einem Gespräch mit dem Kardiochirurgen