Tag 3 / 116 Ortho - Script III und Gedanken zum Thema Einsamkeit



Heute ging es mir endlich mal wieder ein wenig besser!

Ich habe das dritte Script gelernt und das zweite Script wiederholt.

Am Schreibtisch zu sitzen ohne das Gefühl, dass es mich völlig auseinander reißt, ist schon mal wesentlich angenehmer.
Ich glaube, die Morgen klappen auch schon ganz gut. 7:15 Uhr aufstehen, 7:30 Uhr am Schreibtisch mit Kaffee, bis 7:45 Uhr in die Mails schauen und ggf. schreiben oder Bücher verlängern – dann kann man das im Lauf des Tages nicht mehr vergessen oder einfach noch 15 Minuten chillen vor dem Start.

Dann Wiederholung. Ich weiß noch nicht genau wie lange ich das tun sollte. Bis halb 10 vielleicht und auch erstmal nur ein halbes Kapitel, dann muss ich abends das andere halbe machen. Aber wenn ich zu spät mit dem neuen Kapitel anfange, reicht die Konzentration hinten raus nicht mehr.

Es ist nur die Frage, wann ich noch kreuzen soll…

Im Prinzip bearbeite ich ja an einem Tag 90 Seiten. Jedes Kapitel hat grob überschlagen 30 Seiten in der Orthopädie. Eines lerne ich, eines wiederhole ich und eines kreuze ich.
Da ich aber immer eine Woche versetzt kreuzen will, habe ich damit immer noch nicht angefangen.

Heute war konzentrationsmäßig ein guter Tag. Ich hatte auch nur wenige Pausen, viel gegessen habe ich auch nicht – also fielen auch diese „Zwangspausen“ weg.
Alle 3 Stunden mal 10 Minuten Musik hören und ich hatte heute Abend beim Abendessen eine längere Pause.
Aber insgesamt saß ich trotzdem bestimmt 12,5 - 13 Stunden vor dem Schreibtisch. Ohne kreuzen. Und auch das wird, wenn ich das jetzt 100 Tage machen will, nicht durchführbar sein.

***



„Frau Mondkind, man nennt das Einsamkeit, was Sie hier beschreiben“.

Ich sehe ihn ein wenig irritiert an und berichte, dass ich die Aussage vor einem Jahr hätte nachvollziehen können, aber mittlerweile habe ich doch einige Menschen um mich herum.

„Denken Sie mal darüber nach…“, sagt er.



Was ist also Einsamkeit? Ist Einsamkeit schon besiegt, wenn man ein paar Menschen um sich herum hat? Wohl eher nicht, denn sonst würde dieses Gefühl des Verlorenseins in der Masse nicht zu Stande kommen. Das hatte ich früher sehr intensiv.

Vielleicht ist man aber auch immer noch einsam, wenn man sich auf die Menschen um sich herum gar nicht so recht einlassen kann. Denn Menschen zu treffen, bedeutet für mich in den meisten Fällen immer noch absoluten Stress. Offensichtlich hält mich das ja nun von "produktiven" Dingen ab.



Mir ist aufgefallen, dass ich das Gefühl beim Meerschweinchen sitten im Sommer nicht hatte. Da hatte ich eine Menge Stress mit meinem PC und auch der Ausschlag hat damals angefangen und beides zusammen hat mich auch verrückt gemacht, aber ich habe mich nicht einsam gefühlt.



Die Meerschweinchen haben einen entscheidenden Vorteil. Sie verbinden Gesellschaft und lernen.

Vielleicht kann das nicht jeder nachvollziehen – mein Vater findet das sehr amüsant, das weiß ich – aber so ein Meerschweinchen auf dem Bauch beim Lernen ist eben mehr als eine lebendige Wärmflasche.

Während man mit der Hand ganz in Gedanken durch das Fell fährt, fühlt man die Wärme eines Lebewesens auf dem Bauch, den Herzschlag und man merkt es auch, wenn sie nur minimal ihr Gewicht verlagern. Manchmal kuscheln sie sich in die Armbeuge, mal haben sie auch genug und man muss sich beeilen sie festzuhalten, bevor sie einem vom Schoss springen und sich verletzen.

Und ganz im Ernst – die haben schon ihren eigenen Dickkopf, ihre Ansprüche und Erwartungen und auch ganz viel Liebe für ihren Besitzer (oder eben vertretenden Besitzer… ;) )



Und das sind Dinge, die so unfassbar viel an der Psyche drehen können. Meine Schwester hat viel weniger Menschen um sich herum. Ich weiß nicht, wie es bei meiner Schwester und meiner Mama mittlerweile aussieht, aber früher haben wir im Prinzip alle nicht miteinander geredet und in der Uni hatten wir bedingt durch die Pendelei auch nicht viele Menschen, mit denen wir etwas unternommen haben.

Aber ich habe sie noch nie über Einsamkeit klagen gehört und ich glaube, dass ihre Meeris das für sie in gewisser Hinsicht abfangen. Um die Möglichkeit die Tiere zu halten, beneide ich sie wirklich.



Und jetzt verstehe ich auch, was der Psychosomatiker gemeint hat.

Es gilt also als nächstes zu überlegen, wie ich mich wirklich auf die Menschen einlassen kann, um in dem Moment in dem ich sie um mich herum habe so viel davon mitzunehmen, dass es mich über die einsamen Tage trägt.



Und vor allen Dingen wird mir immer klarer: Sobald ich eine artgerechte Tierhaltung leisten kann, wird mich nichts mehr davon abhalten, mein Leben zusammen mit einer Fellnase zu bestreiten. 

💕
 Alles Liebe
Mondkind

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