Tag 16 / 116 Derma III, Ambulanz und Silvesterplanung



So… ich weiß nicht, wie ich es gemacht habe, aber ich habe es am Ende doch fast geschafft. Vom letzten Derma – Script fehlen 2 Seiten und das wird heute auch definitiv nichts mehr. Von gestern ist alles wiederholt, gekreuzt habe ich auch AINS IV zu Ende.
In der Ambulanz war ich heute zwischendurch auch noch.

Meine Idee heute Abend trotz starken Magenproblemen (ich glaube der Tag heute hat mir wieder im wahrsten Sinn des Wortes auf den Magen geschlagen), noch einen Salat essen zu wollen, war mal eine ganz beschissene Idee. Auf jeden Fall verrolle ich mich jetzt erst mal aufs Bett und schaffe es heute Abend hoffentlich noch die Wäsche abzuhängen, damit ich das morgen früh nicht machen muss und es von meiner morgendlichen Lernzeit weg geht, die bei mir immer die effektivste Zeit ist.

Dann war ich heute bei meiner Therapeutin.

Ich bin etwas zu spät los gefahren und musste mich dann ein wenig abhetzen, um noch pünktlich zu kommen. Zumal die Ambulanz zwischen Weihnachten und Neujahr in die Tagesklinik umgezogen ist und ich gar nicht wusste, wo da die nächste Möglichkeit ist, das Rad abzustellen.



Weit sind wir nicht gekommen – aber das war bei der aktuellen Problematik vorher klar. Ein bisschen kenne ich meine Therapeutin ja auch.

Ich habe den Besuch beim Psychosomatiker voran gestellt. Es war eine lange Überlegung gewesen, ob ich ihr das erzähle oder nicht, letzten Endes habe ich aber entschieden, dass es wirklich schade wäre, die Erkenntnisse nicht mit in die Therapie einzubauen.

Sie hat mir das aber gar nicht so krumm genommen, dass ich dort war (ich hatte befürchtet, sie fühlt sich jetzt ein wenig übergangen oder so…). Ich habe ihr dann auch erzählt  von seiner Vermutung zum Thema Einsamkeit, von seinen Überlegungen zu meinem Weg der Examensvorbereitung und seine Vermutung was den Ursprung der Krisen angeht.

Es war mir wirklich super unangenehm und ich hatte ein bisschen Sorge, ihr zu erzählen, dass er glaubt, dass die Krisen eine „unbewusste“ Art sind, an Fürsorge zu gelangen.

Sie meinte, dass wohl viel Wahrheit in dem steckt, das er erzählt hat und dass es in der Psychosomatik manchmal nicht so einfach sei, weil die Gespräche sehr aufwühlend seien und man hinterher erstmal überlegen muss, wie man damit umgeht.

Sie hat dann übrigens erklärt, dass – selbst wenn das der Auslöser der Krisen ist – ich mir nicht sofort die Schuld dafür geben soll. Ich habe ihr erklärt, dass es mir eigentlich immer wichtig ist, dass es die freie Entscheidung der anderen bleibt, ob man sich mit mir beschäftigt oder nicht. Niemand soll das Gefühl haben, sich um mich „kümmern zu müssen“ und deshalb fällt es mir sehr schwer, das anzunehmen.

Und dann hat sie erklärt, dass man das Verhalten auch als eine Art „Notwehr“ betrachten könne. Jeder Mensch brauche ein bisschen Aufmerksamkeit der anderen und niemand ist gern völlig auf sich allein gestellt. Und dann könne so etwas halt passieren, aber das liege nicht an mir alleine, sondern immer auch an dem Umfeld, in dem ich mich bewege…

Naja… so richtig zufrieden, macht mich das jetzt auch nicht… denn letzten Endes bin ich diejenige, die aus den Gefühlen eine Handlung macht und ich könnte auch anders handeln.



Danach fragte sie, was ich denn jetzt zu Silvester so treibe und da blieben wir für den Rest der Stunde hängen. Mir ist auch klar, dass es eine reichlich blöde Situation ist. Es wird nirgendwo „richtig“ sein. Papa hat sich am Wochenende viel Mühe gegeben auf mich einzureden, dass ich dort besser nicht hinfahren sollte (nach den einschlägigen Erfahrungen der letzten Male kann ich das auch nochvollziehen). Mama hätte es ganz gern, dass ich komme.

Und ich stehe auch noch mit meinem Lernplan da und weiß, dass es mich unfassbar viel Zeit kosten  und ein paar heftige Zusammenbrüche nach sich ziehen wird. Auf den letzteren Punkt nimmt übrigens dann keiner Rücksicht – wieso sollte es auch mal um mich gehen bei der ganzen Sache?

Jedenfalls… - das macht ja alles so überhaupt keinen Druck, nicht?

Tja… letzten Endes haben wir mehr als eine halbe Stunde darüber sinniert, was ich denn jetzt tun könnte und sind natürlich auf kein Ergebnis gekommen. Als hätte ich die Situation nicht selbst schon hundert Mal durchdacht.

Silvester alleine sein, ist halt auch keine besonders tolle Option, weil mir der Tag schon immer sehr schwer fällt.

Aber wenn wir einmal an einem Thema hängen, kriege ich meine Therapeutin halt auch nicht mehr davon los. Ich weiß, dass es ein riesen Problem ist, aber auch, dass sie das nicht für mich lösen kann und auch, dass es keine vernünftigen Alternativen gibt und ich da einfach durch muss. Dann müssen wir es auch nicht ewig auseinander nehmen, denn das wird daran nix ändern.



Ich glaube so ganz richtig habe ich ihr heute nicht gefallen. „Wann sehen wir uns denn das nächste Mal?“, fragte sie am Ende.

Wir kamen darauf, dass sie bei der Terminfindung kritisiert hatte, dass die beiden Termine so eng beieinander sind und ich schon am 3. Januar wieder da bin. „Das ist glaube ich gut, dass wir das so gemacht haben“, sagte sie.

Na da bin ich ja beruhigt, dass ich sie scheinbar nicht völlig nerve… ich finde das nämlich auch gut in der aktuellen Situation





Und dann… - bevor ich mich mit dem Fahrrad wieder auf die Socken gemacht habe (völlig neues Fahrgefühl mit dem neuen Rad und einer geölten Kette… ;)  ), habe ich noch einen obligatorischen Blick auf mein Handy geworfen und joa… Nachricht von meiner Schwester. Wieder mal mit „bösen“ Emoticons, das mir schon vor dem Lesen sagte, dass sie sich wieder über irgendetwas das ich getan habe, fürchterlich aufregt.

Na die hätte sie mal vor der Therapie schicken können, obwohl sie mich dann vielleicht direkt da behalten hätte. Klinik war tatsächlich Thema, aber ich glaube sie kennt mein mantraartiges „das ist mit dem Lernplan nicht vereinbar und deshalb nicht mal Ansatz einer Option“ mittlerweile schon zu gut, um da ein großartiges Thema draus zu machen. So weit, dass sie es über meinen Kopf hinweg macht, sind wir doch noch nicht. (Obwohl ich manchmal glaube, dass es auch unfassbar erleichternd wäre, wenn dieser Wahnsinn hier mal ein Ende hätte… aber es ist halt überhaupt nicht absehbar, wie lange die mich dann da behalten).

Jedenfalls… - kaum raus, war ich also schon wieder durch. Sehr cool…



Man ist auch der Meinung, dass wenn ich dann endlich im PJ am anderen Ende von Deutschland verschwinde, sich die Familiensituation sicher wieder entspannt.

Oder mit anderen Worten: Wenn der Störfaktor eliminiert ist, kann man als Familie ja mal wieder ein wenig zusammen wachsen. Ohne Mondkind natürlich.



Heute Abend – das hat meine Stimmung dann nochmal ein wenig angehoben - habe ich noch eine Mail von einem Freund bekommen. Im Lauf der Zeit werden sie immer kürzer und immer distanzierter und in einem Jahr werden wir uns wohl gegenseitig keine besinnlichen Weihnachtstage mehr wünschen. Aber ich freue mich immer noch über jede Mail und die Erinnerungen an die wenigen Tage in jenem Sommer, die wir zusammen verbracht haben, werden immer bleiben.



Alles Liebe

Mondkind



Edit:

Mittlerweile ist klar, dass ich morgen Abend zu meiner Mama und meiner Schwester fahre. Hat meine Mama jetzt einfach mal so beschlossen und ausdrücklich betont keine Widerrede zu dulden. Großartig eine andere Option hätte es ohnehin nicht gegeben und ich bin wirklich zu müde, um da irgendetwas dazu zu sagen.

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