Erfahrungen in der Geriatrie



Die ersten beiden Tage im Praktikum sind vorbei.
Es weht schon ein rauer Wind durch die weißen Flure auf der Geriatrie.
Am Montag ging es gleich super formell los. Unsere Studentenausweise wurden alle eingescannt, wir mussten ungefähr 5000 Zettel unterschreiben und bekamen einen Stundenplan in die Hand gedrückt, der es wirklich in sich hat.
Das hat mich alles schon wieder ziemlich verunsichert, aber am Ende wird doch heißer gekocht, als es am Ende gegessen wird. Bisher zumindest… - und abgesehen von der 100% - igen Anwesenheitspflicht.

Geriatrie… - das ist so ein bisschen wie ein „Intensivpflegeheim“.
Das ist nicht meine Erfindung, sondern eigene Aussage der Ärzte dort.
Eine Erfahrung ist diese Woche allemal.
Ich bin immer noch nicht dahinter gekommen, wie man als Patient auf die Geriatrie kommt. Ich meine verstanden zu haben, dass alle die Patienten, die zu komplex für eine internistische Station sind oder die dort aufgrund ihres Verwirrtheitszustandes nicht führbar sind, dann ein Fall für die Geriatrie werden.
Die Patienten sind alle um die 80 Jahre und aufwärts. Der Älteste, den ich - zumindest im System -entdeckt habe ist 95 Jahre, aber es soll auch schon über hundert - jährige auf der Station gegeben haben.

Ich glaube für die Patienten ist das wirklich ein gutes Konzept dort. Bezüglich der Fachärzte haben die dort ein bunt zusammen gewürfeltes Team. Es gibt Internisten, Neurologen und einen Psychiater – damit sind die wichtigsten Erkrankungen der älteren Menschen durch Fachärzte abgedeckt.
Außerdem gibt es eine Menge Therapieangebote wie Logopädie, Ergotherapie und Krankengymnastik. Auch in diese Angebote dürfen wir mal hinein schnuppern.

Ich muss zugeben dass ich Respekt vor der Arbeit habe, die Ärzte, Pflegepersonal und Therapeuten dort leisten. Es gilt komplexe, multifaktorielle Krankheitsbilder zu betreuen und mit motorisch und/oder kognitiv stark eingeschränkten Menschen einen angemessenen und würdevollen Umgang zu finden. Das hat auch viel mit Geduld zu tun… und Geduld und Medizineralltag verträgt sich normalerweise nicht so gut.
Auch geht es viel um die Kooperation mit dem Sozialdienst und darum, sich mit den Krankenkassen über Pflegestufen und Rehaanträge auseinander zu setzen. Es gibt nicht wenige Angehörige, die nun – ob aus Zeitmangel, Desinteresse oder was auch immer – sich nicht mit den Möglichkeiten auseinander setzen. Da die Ärzte natürlich bestrebt sind, die Patienten in eine sichere Versorgung zu entlassen, bleibt auch ganz viel von dieser Organisation an den Ärzten kleben.

Wir Studenten wurden in 2 – er Gruppen aufgeteilt. Das gibt schon mal viel mehr Sicherheit, als alleine durch die Flure streifen zu müssen.
Donnerstag gilt es eine mündliche Prüfung zu absolvieren. Thema ist Exsikkose und deren Folgen. Darüber findet man in Büchern gar nicht so unglaublich viel. Ich habe gestern Abend das Internet auf den Kopf gestellt und ein kleines Dokument erstellt, das jetzt gelernt werden muss und dann wird das hoffentlich gut werden.
Letzten Endes wird der Umfang der Prüfung auch davon abhängen, wie viel Zeit die am Donnerstag haben.
Freitag muss dann noch ein Vortrag über einen Patienten gehalten werden. Ich habe mir einen Patienten ausgesucht, der unter anderem eine neurologische Symptomatik hat. Da ich unmöglich alle Krankheitsbilder in dem vorgegebenen Zeitrahmen vorstellen kann, werde ich genauer auf das Thema Schlaganfall eingehen.
Auch hier habe ich schon einige Folien erstellt und mir ein Grundkonzept überlegt. Es ist ein wenig gewagt diesmal – ich glaube, dass es gut ankommen kann. Muss es aber nicht zwingend.
Ich finde das halt immer ein wenig ätzend in diesen Vorträgen zu präsentieren, wie die Epidemiologie von Schlaganfällen aussieht (es reicht doch zu wissen, dass er häufig ist – sogar der häufigste Grund für chronische Langzeitschäden) und genau auseinander zu nehmen, wie die Klinik ausschaut, wenn welches Hirnareal betroffen ist. Das ist manchmal einfach ein bisschen akademisch übertrieben – was nicht heißt, dass es für eine ausgefeilte Diagnose nicht wichtig wäre. Aber wir wollen ja nicht alle Neurologen werden und was ich viel relevanter finde, ist meinen Kommilitonen ein Konzept an die Hand zu geben, wie ich ziemlich sicher heraus fischen kann, ob jemand einen Schlaganfall hat oder nicht. Denn das falsch zu interpretieren oder zu übersehen ist für den Patienten absolut fatal. Und dann ist eigentlich das akute Vorgehen zu besprechen viel wichtiger, als jede einzelne Kleinigkeit, die im Anschluss therapeutisch möglich ist.
Und das versuche ich diesmal in meinem Vortrag rüber zu bringen. Das mag einigen Dozenten dann vielleicht zu oberflächlich erscheinen – man wird es sehen.

Alles Liebe
Mondkind

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