Keuchhusten



Aus aktuellem Anlass.
Ich habe heute in der Uni einen Vortrag über Keuchhusten gehalten. Das Thema liegt mir wirklich sehr am Herzen, deshalb verarbeite ich es auch hier noch einmal. Wenn der ein oder andere sich dadurch angesprochen fühlt, ist das schon viel wert.

Man mag der Meinung sein, dass Keuchhusten eine Krankheit ist, gegen die man ja irgendwann mal geimpft wurde und die dadurch nicht mehr auftreten kann und die es im Prinzip in Deutschland ja auch gar nicht mehr so richtig gibt... 
Aber das ist falsch.
Gerade in den letzten Jahren sind die Zahlen durch den Zuwanderungsstrom wieder angestiegen.
Ausgelöst wird Keuchhusten durch ein kleines Bakterium, das es sich in unseren Atemwegen gemütlich macht, sich dort vermehrt und durch seine giftigen Stoffe das Epithel der Atemwege zerstört und das Immunsystem schwächt.

Im Regelfall verläuft Keuchhusten in drei Stadien.
Im ersten Stadium, das bis zu zwei Wochen dauern kann, überwiegen Erkältungssymptome. Im Prinzip ist es das, was jeder kennt: Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Meistens ist nicht mal Fieber dabei. Das Tückische dabei ist, dass Keuchhusten am Ende dieser zwei Wochen schon ansteckend ist.
Im zweiten Stadium, das bis zu sechs Wochen dauern kann, kommt es dann zu dem klassischen stakkatoartigen Husten. Der tritt insbesondere in der Nacht auf. Fieber ist dabei immer noch selten – wenn es vorhanden ist, deutet es auf eine bakterielle Superinfektion hin.
Im letzten Stadium klingt die Symptomatik dann langsam ab und die Patienten sind „über den Berg“. Das kann allerdings bis zu zehn Wochen dauern.

Trotz hoher Durchimpfungsraten sind alle sechs bis acht Jahre sind zyklische Anstiege zu beobachten. Die Gefährdetsten sind dabei die Kleinsten unter uns. Impfen kann man erst ab dem Ende des zweiten Lebensmonats und bis dahin sind die Neugeborenen und Säuglinge auch nicht geschützt.
Blöd ist, dass das bei den Kleinen auch sehr atypisch verlaufen kann. Die fallen gar nicht so sehr durch ihren Husten auf, sondern mit Atemaussetzern und Sättigungsabfällen vor allem während der Nacht, was man – wenn man nicht gerade einen Monitor dran hat – spätestens daran merkt, dass das Kind blau wird.  Dadurch wird Keuchhusten aber zu einer potentiell tödlichen Krankheit, da die Kinder daran ersticken können.
Auch haben die Kleinen die höchste Komplikationsrate, die von Mittelohrentzündungen über Rippenbrüche bis hin zu Hirnblutungen führen kann.

Zwar kann man Keuchhusten behandeln, aber das Antibiotikum dient mehr dazu, die Infektionsketten zu unterbrechen. Die Patienten sind dann nicht mehr ansteckend, aber die Erkrankungsschwere und –dauer wird dadurch nicht wesentlich beeinflusst – und wie oben angedeutet, haben die Betroffenen damit monatelang zu kämpfen.

Die Krankheitslast ist wie bereits gesagt insbesondere bei den Kindern bis Ende des zweiten Lebensmonats sehr hoch. Als Überträger kommen hauptsächlich Eltern, Großeltern und ältere Geschwister in Frage.
Ein häufiges Szenario ist zum Beispiel Folgendes: Die Eltern, die auch mal Kinder waren, wurden von ihren Eltern gewissenhaft geimpft, aber als Erwachsener lässt man das ja schon mal schleifen. Es besteht also eine Grundimmunität gegen Keuchhusten, aber wenn sich die Erwachsenen wirklich irgendwo anstecken, geht das nicht selten unter. Vielleicht wundert man sich, dass der Husten diesmal so gar nicht weg geht und es wochenlang dauert und man doch noch nie so lange erkältet war, aber auf Keuchhusten kommt keiner.
Aber die Kleinsten, die völlig ungeschützt sind – für die ist das eine große Gefahr.

Und daher ist es wirklich wichtig, dass alle Menschen die sich - ob nun beruflich oder privat - mit kleinen Kindern zusammen aufhalten (dazu zählen nicht nur Eltern, sondern auch die Großeltern, wenn die öfter mal auf das Kind aufpassen), ihren Impfstatus überprüfen und darauf achten, dass die Impfung alle zehn Jahre aufgefrischt wird. In dem Fall geht es weniger um den eigenen Schutz (obwohl das natürlich auch gut ist), sondern viel mehr um den Schutz der Kinder.
Für alle, die sich nicht in unmittelbarer Nähe von kleinen Kindern aufhalten, reicht eine Auffrischung der Impfung nach derzeitigen Empfehlungen einmalig im Erwachsenenalter.

Wer das jetzt alles nochmal nachlesen möchte, kann das auf der Seite des Robert – Koch – Instituts tun.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Drittes Staatsexamen - ein Erfahrungsbericht

Reise - Tagebuch #2

Von einem Gespräch mit dem Kardiochirurgen