Tag 30 / 31 / 116 Pharma V Teil 2, Blut I



Gestern war ich nicht mehr im Stande sehr viel von mir zu geben. Ich war einfach zu müde. So langsam schlaucht die Lernerei schon muss ich sagen und ich sitze morgens nicht mehr ganz so quitschfidel am Schreibtisch wie noch am Anfang. Gar nicht mal unmotiviert… - aber einfach müde.
Obwohl es aber insgesamt besser geht, als ich das zu Beginn erwartet hatte. Ich kann mich erinnern – fürs Physikum hatte ich ungefähr 30 Tage und da hatte ich am Ende sehr große Probleme mich zu motivieren. Die habe ich ja jetzt schon voll und bisher ist es von der Motivation her noch okay.

Gestern war der letzte Teil von Pharma dran. Antibiotika zu Ende und dann Krebstherapie und immunsuppressive Therapie. Alle drei sind nicht so gerade meine Lieblingsthemen und ich habe mich wirklich ziemlich dadurch gequält. Mal sehen… beim Kreuzen erwarte ich die Katastrophe.
Vielleicht lese ich das einfach ein Mal in der Woche oder so…
Man kann sich das halt nicht alles merken. Komplett unmöglich. Ich kann doch nicht für jeden Tumor alle möglichen Therapieschemata auswendig lernen…
Ich hoffe, dass die dann auch einfach mal ein paar Basics abfragen.

Heute war dann der erste Teil von „Blut“ an der Reihe. Blutbildung und Anämien. Als ich zu den Anämien kam ist mir eingefallen, dass ich meine Unterlagen aus dem letzen Studienblock ja meiner Schwester gegeben habe, damit sie es etwas einfacher hat… Tja… - das ist ein bisschen blöd, wenn dann in meinen Zusammenfassungen steht: „Siehe Unterlagen Lebensphasen“. In Pädiatrie hatten wir eine sehr gute Zusammenfassung zum Thema Anämien – da habe ich das zum ersten Mal alles verstanden und differentialdiagnostisch auf dem Schirm gehabt. Wenn man ein paar wesentliche Parameter im Kopf hat, ist es nämlich eigentlich wirklich nicht schwer.
Naja… - ich habe mich geärgert… - aber ich hoffe mal, dass meine Schwester aus den Aufzeichnungen dann zumindest genauso schlau wird, wie ich damals.

Gestern sind die Ergebnisse vom Progress – Test gekommen. Ehrlich gesagt hatte ich gedacht, dass das irgendwie unter gegangen ist, die persönlichen Ergebnisse herum zu schicken. Den habe ich ja schon Ende November (glaube ich) geschrieben. Ich weiß gar nicht, ob ich es damals erzählt hatte. Der Test dient dazu, dass die Unis untereinander den Wissensstand ihrer Studenten vergleichen können und spiegelt aber jedem einzelnen Studenten auch seine Entwicklung wieder.
Mit dem Gesamtergebnis bin ich jetzt nicht so richtig zufrieden ehrlich gesagt – aber das war ja quasi wie Examen ohne dafür gelernt zu haben. Abgefragt haben die nämlich alle Fächer. Also wäre es das Examen gewesen, hätte ich bestanden – zwar nicht mit meiner Traumnote, aber immerhin bestanden. Und wenn man sich mal den Durchschnitt anschaut, liege ich in jedem Fach außer Gyn über dem Durchschnitt. Insbesondere in Kardio, Neuro (Juhu) und Psychiatrie. In letztgenannten Fach in besonderem Maß.
Ernsthaft… - wenn man sich mit Wissen selbst therapieren könnte, dann wäre ich schon längst wieder auf der Höhe (was halt auch irgendwie das Grundproblem ist, weshalb wir uns unaufhörlich im Kreis drehen. Ich weiß im Prinzip eine Menge, scheitere aber daran, es umzusetzen).

Ansonsten versuche ich alles dafür zu geben, das reale Examen auch zu bestehen. Alle beruhigen mich immer und sagen: „Mondkind, Du bist doch noch nie durchgefallen – warum gerade im Examen?“ Und irgendwo haben sie rational gesehen natürlich Recht. Aber es gibt halt keine Garantien.
Es ist so viel zu Lernen… - das kann nicht alles im Hirn bleiben.
Selbst wenn ich hier monatelang sitze und jeden Tag versuche so konsequent, flott und effektiv wie möglich die Scripte durchzuarbeiten, besteht die Wahrscheinlichkeit durchzufallen.

Ich meine… - rein rational betrachtet wäre das nicht mal der Untergang. In meiner jetzigen Verfassung PJ zu machen – ich weiß ohnehin nicht, wie das gehen soll.
Aber wer will schon im Examen versagen? Und das alles nochmal machen? Und dann einen noch höheren Druck haben bestehen zu müssen, denn beliebig oft darf man es ja nun auch nicht schreiben.
Irgendwie glaube ich noch nicht an ein gutes Ende des Studiums. Da schwingt immer noch die Angst mit nach Jahren des Studierens vor dem Nichts zu stehen, weil man den Abschluss nicht gebacken bekommt.

Ansonsten… - ja… - von langer Dauer war der Aufwind des letzten Ambulanzbesuchs leider nicht. Ich möchte das jetzt gar nicht weiter hier thematisieren, aber im Moment turnen da so destruktive Gedanken in meinem Hirn herum, dass es mich selbst teilweise erschreckt und nicht mal mehr lernen streckenweise eine ausreichende Ablenkung darstellt.
Deshalb werde ich jetzt gleich auch eine Freundin besuchen fahren. Einfach mal raus hier, eine andere Umgebung und hoffentlich ein paar andere Gedanken.
Und dann hoffe ich morgen auf Besserung. Sonst wird es eine verdammt lange Zeit bis nächsten Donnerstag.

Alles Liebe
Mondkind

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