Tag 48 / 116 Endokrinologie IV



Es ist noch spannend geworden gestern Abend.
Kurzfristig hatte sich meine Freundin überlegt, dass wir doch noch ein paar Cookies backen könnten, ehe wir anfangen mit Lernen – dann haben wir zumindest etwas Leckeres zu Essen als Motivation.
Deshalb fand ich mich dann auf dem Weg zu ihr noch im Supermarkt wieder, organisierte Butter, Zucker und Mehl und stand dann um 18:30 Uhr bei ihr auf der Matte.
Dass meine Zeitplanung wohl eher nicht funktionieren würde, war mir von Anfang an klar. Das letzte Mal war ich erst um 20 Uhr da gewesen und gegen 23 Uhr wieder gegangen – da wollte ich eigentlich gestern allerspätestens schon im Bett liegen.
Ich muss ja zu meiner Schande gestehen – ich habe noch nie im Leben Cookies gebacken. Also wieder mal eine neue Erfahrung. Ich finde die Treffen mit ihr eigentlich sehr angenehm. Ich glaube, ich habe noch nie im Leben einen Menschen kennen gelernt, der so ähnlich tickt wie ich. Wir verstehen uns gegenseitig – auch hinsichtlich der Dinge, bei denen andere nur die Augenbraue nach oben ziehen und einen schief anschauen. Manche Dinge muss man tatsächlich einfach erlebt haben, um sie nachvollziehen zu können. Und sie ist halt so unglaublich spontan, spricht aber immer an, dass mich das jetzt wahrscheinlich komplett überfordert. Und ich glaube, dass jemand das weiß und ernst nimmt, hilft mir schon unglaublich, weil mir das einfach Sicherheit gibt.
Unsere Backaktion war dann halb 9 vorbei und dann setzen wir uns an die Neurobiologie. Rückblickend betrachtet – das war ja auch in meiner eigenen Schulzeit so – ist es wirklich spannend, was man alles lernt, ohne den Funken einer Ahnung zu haben, was das bedeutet.
An einer Stelle ging es um Sympathikus und Parasympathikus und ich habe ihr erklärt, warum welches Organ vom Sympathikus eher aktiviert oder eher lahm gelegt wird. Eigentlich muss man sich nur einen Menschen auf der Flucht vorstellen und überlegen, was der Mensch alles braucht, um vor dem Säbelzahntiger zu fliegen.
Es ist klar, dass man zum Beispiel gut durchatmen können muss – daher weiten sich die Bronchien. Es ist auch klar, dass es sinnvoll wäre, wenn das Herz schneller und kräftiger schlägt.
Am Ende waren wir bei der Niere. Warum neben der Niere ein „+“ stehe, wollte sie wissen. Ich überlegte selbst kurz, ehe ich darauf kam. Die Niere produziert Renin und das wiederrum sorgt über einen ziemlich langen Stoffwechselweg im Renin – Angiotensin – Aldosteron – System (oder auch RAAS) dafür, dass die Gefäße sich zusammenziehen und der Blutdruck ansteigt.
Zuerst ließ ich das RAAS aus meiner Erklärung heraus, aber sie wollte es dann doch wissen, bis sie mich nach wenigen Minuten unterbrach und meinte: „Okay, ich brauch` einen Keks, Du auch?“
Manche Dinge, die ich in der Oberstufe gelernt habe und von denen ich gar nicht wusste, warum das so war, ergaben für mich erst Jahre später im Verlauf des Studiums dann plötzlich Sinn.

Ich finde es aber immer wieder wirklich schön zu sehen, wenn sich für mein Gegenüber der Dschungel ein wenig lichtet und das was ich erkläre, tatsächlich verstanden wird.

Dadurch, dass wir so spät angefangen hatten, waren wir natürlich viel zu spät fertig. Ich habe erst um 23:15 Uhr (da wollte ich ja eigentlich schon 15 Minuten im Bett sein), die Bahn nach Hause genommen und lag dann kurz nach Mitternacht im Bett.

Letzten Endes war es ein gelungener Abend, der sich dann nur heute auf mein Lernverhalten niedergeschlagen hat. Am Ende habe ich sicher nicht weniger als in manch anderen Nächten geschlafen, aber ich war trotzdem irre müde.
Das ist halt glaube ich mein Problem – dieses rigide Festhalten an meinen eigenen Vorgaben. Es werden Abende wie diese sein, die hängen bleiben. An die man sich auch lange Zeit später noch erinnert, während es sonst einer der unzähligen Abende gewesen wäre, die ich vor dem Schreibtisch verbracht hätte.
Ich glaube, ich muss wirklich etwas flexibler werden. Das hört sich nur einfacher an, als es ist.

Heute war dann der Rest von Endokrinologie und der Anfang von der Niere dran. Ich glaube, da hat man einfach alle Reste irgendwie zusammen geschmissen… - das war so chaotisch. Heute Mittag war ich dann  ziemlich platt und tatsächlich dankbar, dass ich mit dem Rad los zum Einkaufsladen musste – da konnte ich den Kreislauf zumindest mal ein bisschen in Schwung bringen.
Kreuzen hat dann wirklich gut funktioniert – es ging um die Leber und Hepatitis und die Hepatitis – Serologie und man stelle sich vor: Ich habe alle Fragen dazu richtig beantwortet und bin auch sonst an die 90 % - Marke gekommen!

Dann habe ich noch den Tag von gestern wiederholt und hinsichtlich des Diabetes ist mehr hängen geblieben, als ich das erwartet hatte und ich hatte schon im Plan mal weiter Ortho zu wiederholen.
Aber kennt Ihr das? Wenn Ihr plötzlich so müde werdet, dass einfach gar nichts mehr geht? Ich glaube, alles was ich jetzt noch machen würde, hätte absolut überhaupt gar keinen Sinn.
Und deshalb werde ich jetzt spülen gehen, aufräumen, duschen, die Wäsche abhängen und dann wahrscheinlich vor 22 Uhr im Bett sein.

Alles Liebe
Mondkind

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