Tag 45 / 116 Endokrinologie I



Ich bin einfach so kaputt Leute – ich glaube sämtliches Wissen ist meinem Hirn einfach gerade komplett entfleucht…

Aber ich hatte einen relativ entspannten Abend und vielleicht geht dann ja morgen besser weiter. Ich habe überlegt, ob ich jetzt noch was für die Doktorarbeit mache oder weiter Ortho wiederhole, weil das wirklich auf der Strecke geblieben ist, aber NEIN: Ich habe die Zeit mal für mich genutzt, wenn sie schon unverhofft da ist.
Und das kam so…👉

Heute Morgen saß ich – wie so üblich - um 7 Uhr am Schreibtisch. Vollkommen erschlagen. Irgendwann halb 3 war meine Mitbewohnerin nach Hause gekommen und hat mich mit ihren Klackerschuhen aus dem Schlaf gerissen… - nicht schön…

Jedenfalls… ich habe den ganzen Tag gearbeitet – ohne Pause und war super im Stress. Alle paar Stunden mal der kritische Blick auf die Uhr (ich drapiere manchmal schon den Vorhang davor, damit ich nicht ständig drauf schaue und ohnehin nur die Krise bekomme, weil die Zeit zu schnell verrinnt) und einen festen Fixpunkt im Kopf. Bis 19 Uhr würde ich fertig sein müssen, weil da ein Freund vorbei kommen wollte. 
Endokrinologie hat halt ganz viel mit Logik zu tun. Man muss nur einmal die Achsen verstanden haben und wissen, welches Hormon auf welches übergeordnete Hormon rückkoppelt, dann ist es eigentlich ganz einfach. Da muss man nur sehr konzentriert für sein - und das fällt mir gerade etwas schwer. 
Jedenfalls war ich tatsächlich schon kurz nach 3 fertig mit dem Kapitel und habe dann schnell weiter gekreuzt. Die fehlende Pause hat man gemerkt – ich habe unter 80 % gekreuzt – das passiert selten. Es hat mich geärgert, aber es ging nicht anders. Und dann war es schon nach 5 Uhr und ich hatte nur noch zwei Stunden, um den Tag von gestern zu wiederholen. Aber da ich gestern gut gelernt hatte, ging es recht flott.
Und dann war ich quasi auf der Zielgeraden, als besagter Freund anrief und sagte, dass er doch nicht kann. Naja… - ist ein wenig blöd in Anbetracht meines Stresses heute, aber kann passieren.

Aber Mondkind wäre nicht Mondkind, wenn sie nicht Plan B aus dem Ärmel geschüttelt hätte. So unflexibel wie meine Therapeutin das gern behauptet, bin ich nämlich auch wieder nicht.
Eigentlich wollte ich morgen früh die Wäsche machen – was auch immer nervig ist, weil man dann so viele Unterbrechungen im Vormittag hat. Aber warum sollte ich das nicht jetzt schon tun? Ich hoffte einfach, dass alle Studenten zum Samstagabend vor ihren Fernsehern hängen, zog mein Bett schnell ab, schmiss alle Klamotten zusammen und bewegte mich in den Waschkeller.
Und siehe da – eine freie Waschmaschine! (Genau genommen sogar 3 – also alle, die es gibt. Kann ich mir ja mal merken, dass Samstagabend scheinbar auch nicht so beliebt ist…)
Ich habe leider einen Pulli vergessen, wie mir hinterher aufgefallen ist… naja, die Maschine war ohnehin voll – ist nicht so schlimm.

***
Ansonsten habe ich zwischendurch glaube ich mal wieder einen klaren Moment gehabt. Was ist hier eigentlich die letzten Wochen los? Mein Hirn dreht ja völlig am Rad…
Kann sich noch jemand an den Eintrag „Die drei Teile“ erinnern? (👉Link: http://itsjustanotherway.blogspot.de/2017/11/die-drei-teile.html).
Ich glaube dadurch, dass das Examen im Moment natürlich schon herum stresst, bin ich einfach viel zu sehr damit beschäftigt und dadurch hat das „Es“ im Moment die Chance so stark zu werden und relativ ungebremst zu wüten.
So grundsätzlich sind all die Gedanken der letzten Wochen ja nicht neu – nur in dem Ausmaß ist das eben selbst für mich ein bisschen ungewöhnlich.
Ich merke halt auch, dass sich meine Einstellung hier gerade grundsätzlich ein bisschen ändert. Es ist nicht so nur so, dass das „Es“ im Moment sehr stark geworden ist und die Tage sich sehr leer und schwer anfühlen. Es ist auch so, dass mir die Ambulanz, dieses ganze Psychiatrie- und Psychotherapiegedöns im Moment mächtig auf den Keks geht und ich eigentlich gar keine Lust habe, mich da auf irgendetwas einzulassen. Das hat es ja nun in den vergangenen Jahren auch nicht so gebracht – warum soll ich mich da also jede Woche hinsetzen und zugeben, dass es ziemlich beschissen läuft? Das entspricht ja auch von Außen betrachtet so gar nicht meinem Naturell. So schlimm kanns ja nicht sein, wenn ich gerade nebenbei Examen mache.
Da ist einfach so eine Seite… die ist glaube ich sehr wütend gerade und das „Es“ möchte eigentlich, dass man es seinen destruktiven Kram da jetzt machen lässt.
Letzten Endes weiß es ja auch, dass die Ambulanz so etwas wie eine Lebensversicherung ist und ich weiß, dass es so ziemlich das Dümmste wäre, das ich jetzt tun könnte, wenn ich die abschütteln würde.

Aber ganz am Ende kann das vielleicht auch ein bisschen beruhigend sein. Ich weiß – bis zum Examen wird da eventuell nicht viel zu machen sein – aber danach. Dann haben „Ich“ und „Über – ich“ wieder Zeit das „Es“ im Zaum zu halten und dann wird es hier vielleicht mal wieder weniger destruktiv und wer weiß – vielleicht können wir dann sogar etwas wie einen Sommer verleben.
Ich darf das „Es“ halt nur nicht gewinnen lassen bis dahin, aber vielleicht kann es der Gedanke, das als passageren Zustand zu sehen auch ein bisschen einfacher machen. Und vielleicht ist der einzige Weg es im Moment einfach zu akzeptieren, wie es ist.

Alles Liebe
Mondkind

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