Tag 35 / 116 Lunge II, PJ und Famulaturerlebnisse
Mir fehlt noch die Wiederholung von gestern, weil ich zu langsam beim Kreuzen war, aber erstmal brauche ich jetzt eine Pause...
Die Nacht war mal wieder eine Katastrophe. Dass ich
schlecht schlafe weiß ich ja, aber wenn sich die Nacht dann auf zwischen 1 und
3 Uhr beschränkt, wird es echt blöd.
Zumal das - glaube ich - auch ein sich selbst
verstärkender Prozess ist. Irgendwann geht man ja abends ja schon völlig
genervt ins Bett, weil man weiß, dass man sich die nächsten Stunden ohnehin nur
hin und her wälzt… und ich weiß ja auch, dass es mit dem Lernen nicht gut
geklappt, wenn ich völlig übermüdet bin.
Das lief aber heute erstaunlich gut – die ganz
schlechten Nächte rächen sich bei mir meist erst am übernächsten Tag.
Ich habe heute wieder etwas Neues gelernt… - es
gibt eine „Laborlunge“. Das ist eine Lungenkrankheit die entsteht, wenn man –
wie der Name es nahe legt – sehr viel im Labor arbeitet und dort nicht ganz so
gesunden Stoffen ausgesetzt ist… eigentlich wollte ich im Arbeitsmedizinscript
nachsehen, ob das eine Berufskrankheit ist… - habe ich aber irgendwie nicht mehr
geschafft. Aber ich werde ja automatisch früher oder später dran vorbei kommen.
Ansonsten waren heute unter vielen anderen Themen COPD und
Asthma dran. Die habe ich im Studium auch nicht so gern gehabt bis ich in einer
Famulatur mal eine Patientin mit schwerer COPD hatte. Ich fand das schon immer
schwierig zu ihr ins Zimmer zu gehen, weil man ihr beim Atmen eigentlich gar
nicht zuschauen konnte – da hatte man schon gefühlt selbst Luftnot. Sie hatte
aber auch noch Rückenschmerzen, die sich mit Nicht – Opioiden nicht in den
Griff bekommen ließen, weshalb die Ärzte sich dafür entschieden, niedrig dosiert
mit Opioiden zu beginnen. Da muss man bei COPD halt wirklich aufpassen, weil
die den Atemantrieb senken, was jetzt bei einer so schweren Lungenerkrankung
nicht wirklich förderlich ist. Die Patientin war mit der niedrigen Dosis nicht
zufrieden und hat dann – woher sie die auch immer hatte – noch ein paar Opioid –
Tabletten aus dem eigenen Bedarf gefuttert. Tja… - und plötzlich hatten wir sie
beatmungspflichtig auf unserer Intensivstation liegen. Das empfand ich als einen wirklich tragischen Verlauf und habe mich dann nochmal genauer mit dem Krankheitsbild
auseinander gesetzt. Heute habe ich sie immer im Kopf, wenn es um COPD geht und
mit der Patientin und ihrer Geschichte vor dem geistigen Auge, fällt mir vieles
leichter.
Eigentlich hätte ich heute einkaufen gehen gemusst…
aber irgendwie… ich habe die Woche so wenig gegessen… - mir fehlt ja nur ein
wenig Obst. Ich fahre ja jetzt nicht wegen einem Netz Mandarinen oder so los… da
bin ich ja 40 Minuten minimum für unterwegs… dann gibt es halt bis Freitag ein
bisschen weniger davon.
Ansonsten habe ich jetzt endlich mein Kettenöl für
das Fahrrad. Da wollte ich mich Freitag mal drum kümmern und dann direkt
hinterher einkaufen fahren, damit es sich in der Kette verteilen kann, wenn die in Bewegung ist. Keine Ahnung, ob das
richtig ist… Aber das Ding ist, dass das Paket schon seit Samstag bei einem
Nachbarn lag. Ich wollte es wirklich immer holen, aber irgendwie war ich dann
ja nie draußen und wollte mich nicht extra dafür fertig machen (ich
sitze hier nämlich immer in absolut alltagsuntauglichen Klamotten und wenn
wirklich mal jemand klingelt, fragen die immer, ob sie mich geweckt haben… ).
Jedenfalls… - ich hatte gedacht morgen wenn ich wieder von der Uni komme mal
vorbei zu gehen, aber er war schneller und stand damit heute vor meiner Tür und
es war mir so unendlich peinlich…
Morgen früh steht erst mal kurz Labor auf dem
Programm und dann Ambulanz. Das ist alles sehr knapp geplant – ich habe rund 20
Minuten im Labor. Allerdings auch nur, wenn ich dann mit dem Rad einmal über
den Campus düse, um zur Ambulanz zu gelangen. Zu Fuß braucht man locker 15
Minuten… Und es soll morgen früh regnen und stürmen… - aber wenn ich den Bus nehme, habe
ich gar keine Zeit im Labor. So völlig durchgenässt irgendwo anzukommen, ist
allerdings auch immer blöd. Na mal sehen…
Aber um den Ambulanztermin an sich bin ich sehr
froh. Ich bin mir nur noch nicht sicher, was ich erzähle. Eigentlich wäre es
mal wieder Zeit für ein wenig mehr Ehrlichkeit und das nützt ziemlich wenig,
wenn wir morgen wieder über die Dinge reden, die mich im Moment nicht so
richtig bewegen. Das Problem von letzter Woche ist noch nicht gelöst – da werde
ich mir wohl ein paar Worte zu anhören müssen, aber ich habe ihr gesagt, dass
ich ihr das nicht versprechen kann.
Und ob ich das restliche Chaos in meinem Hirn
ausbreite… ich weiß es nicht. Ich will uns beide halt nicht in die Bredouille
bringen. Ich persönlich halte es zwar für nicht so schlimm, fürchte aber, dass
sie das anders sehen könnte…
***
Mittlerweile ist die Bewerbungszeit für die
Verteilung der externen PJ – Plätze angelaufen.
Ich habe meine Bewerbung für die beiden Tertiale
mittlerweile schon abgeschickt.
Ich hatte auch nochmal Kontakt mit dem Oberdoc aus
der Neuro. Er meinte, wenn ich wirklich so eine lange Zeit komme, muss ich
selbstverständlich nicht im Personalwohnheim hausen – dann kümmert er sich,
dass ich eine kleine Wohnung bekomme.
Ernsthaft… - ich weiß wirklich nicht, womit ich das
verdient habe.
Ich habe doch gar nicht viel gemacht – außer, dass
ich eben für 2 Famulaturen dort unten war und mich natürlich wirklich bemüht
habe, einen guten Eindruck zu hinterlassen.
In den letzten Tagen hat mich die Gesamtsituation
einfach ein wenig überfordert. Ich weiß, dass das PJ dort unten eine riesige
Chance ist, die ich auch unbedingt wahrnehmen möchte. Ich würde mal behaupten,
dass die wenigsten Studenten einen Oberarzt im Rücken haben, der sich seit
anderthalb Jahren in puncto Famulaturen und PJ so sehr einsetzt, wie er das
tut.
Und gleichzeitig macht es mich einfach wirklich ein
bisschen fertig. Ich kann dem das überhaupt nicht antun zu sagen, dass ich
nicht komme – selbst wenn das jetzt meine Entscheidung wäre.
Aber auch das wäre keine Entscheidung, die ich „freiwillig“
fällen würde, sondern einfach, weil es mit der „Krankheit“ – wenn man das so
nennen will – nicht geht.
Es gab bisher selten Situationen, in denen ich mich
dadurch wirklich so richtig eingeschränkt gefühlt habe. Natürlich hätte das
Leben an vielen Ecken einfacher sein können, ich habe viel verpasst, viel
einfach nicht erlebt – das ist mir schon irgendwo bewusst. Aber zumindest im
Punkt Karriere hat die Sache bisher keinen negativen Einfluss gehabt (wenn man
von dem halben Semester Verlust absieht, was aber eher eine persönliche Sache,
als eine wirkliche Vergabe von Chancen ist).
Und das soll bitte auch so bleiben. Aber mehr als
mich jeden Tag um einen guten Ausgang der Sache zu bemühen kann ich eben auch
nicht.
Alles Liebe
Mondkind
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